Arona Lago Maggiore

Borghi autentici d’Italia – Italiens lebendige Dörfer

Wer Italien liebt, kann manchmal an dieser Liebe verzweifeln, denn allein ist man damit nicht. Auf der Suche nach dem Blau von Himmel und Meer, dem guten Essen an geselliger Tafel, aromatischen Weinen und sanft geschwungenen Hügeln begegnen wir meist den vielen anderen Suchenden, nennen wir sie Touristen. Wie nah können wir dem echten italienischen Leben auf einem Italienbesuch kommen? Nicht Tourist zu sein? Wenn es geht, dann am ehesten in einem der kleinen Dörfer. Einige von ihnen haben sich vernetzt und ermöglichen ihren Gästen, vom Touristen zum Besucher zu werden. Müde von Besuchen in Museen und Altstädten voller Touristen freue ich mich über eine Trattoria oder ein Ristorante ohne viersprachiges Menü und aufschneiderische Pfeffermühle. Am liebsten sind mir die Orte, die auch ohne Touristen lebendig sind.

Ein Netzwerk für das gute Leben – die Authentischen Dörfer Italiens

Ein Netzwerk für das guten Leben wollen die Authentischen Dörfer Italiens Borghi Autentici d’Italia sein. Authentisch, auch wenn abgenutzt, meint echt, lebendig. Lebendig wie ein Dorf, in dem alle Generationen leben, ohne Ansammlung von Ferienwohnungen, die außerhalb der Saison nur leerstehen. Die Gründer des Vereins Authentische Dörfer Italiens (Manifest italienisch 50 Seiten, englische Kurzfassung) wollen die Lebensqualität in den assoziierten Orten erhöhen. Die vielen angestrebten Teilziele sind Richtschnur für lokale Veränderungsprozesse in den assoziierten Orten und Kreisen. Sie sind sozialer Natur (Offenheit, Wissen und Solidarität, Gesundheit als Grundrecht), ökonomischer Natur (Schaffung von Kompetenzgemeinschaften für junge Berufstätige, Tourismus), ökologischer Natur (Naturschutz, nachhaltige Mobilität, Zero waste) und politischer Natur (effiziente Verwaltungen) oder dienen dem Erhalt handwerklicher und kultureller Traditionen.

Comunità ospitali – von Touristen zu Gästen

Auf einem Besuch in einer der Gastlichen Kommunen Comunità ospitali werden die Touristen zu Besuchern, die durch ihre Teilnahme an Aktivitäten im Ort, diesen und die Region kennenlernen.

„Una Comunità Ospitale si visita perché si è in cerca di quel valore aggiunto che altrove non si può trovare: la riscoperta dell’autenticità, le relazioni umane, i momenti di socialità, le feste, le celebrazioni religiose, i rituali del passato, strumenti importanti attraverso i quali il viaggiatore potrà davvero diventare parte della comunità locale, anche se per pochi giorni.“ (Quelle: Altreconomia Giugno 2015, S. 10)

 

Eine Gastliche Kommune besuchst du, weil du einen Mehrwert suchst, den du anderswo nicht findest: die Wiederentdeckung des Authentischen, der menschlichen Beziehungen, der geselligen Momente, der Feste, der religiösen Zeremonien, der Rituale der Vergangenheit. So werden Reisende Teil der lokalen Gemeinschaft, wenn auch nur für ein paar Tage.

Ist das dann überhaupt noch Tourismus? Ja und nein. Der Grad der Involvierung und des beidseitigen Interesses ist viel höher als bei einem touristischen Besuch. Dazu gehört sicher auch die Bereitschaft, in Italienisch zu kommunizieren, und seien es einfache Sätze auf Anfängerniveau.

Der gute Geschmack der Gemeinschaft – Buon Gusto di Comunità

Gemeinsames Essen schlägt Brücken, auf den kulinarischen Wochenenden beginnt das Kennenlernen des gastgebenden Ortes schon beim Sammeln der Zutaten wie in Fossato di Vico (Perugia) mit der Suche nach Pilzen und Wildkräutern auf einem Spaziergang auf den Monte Cucco. Insgesamt 31 Gemeinden bieten solche kulinarischen Wochenenden unter dem Motto der „Geschmack der gastlichen Dörfer“ (Il gusto delle Comunità Ospitali) an.

Tipp: Einmal jährlich feiern die Borghi autentici d’Italia ein großes Fest. In diesem Jahr findet es von 25. bis 28. Juni in Saluzzo, in der piemontesischen Region Cuneo statt. Im Programm Musik, Theater, Treffen und Street Food aus den Dörfern.

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Kategorien Kultur Piemont Reisen

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Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

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