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Acht unschlagbare Tipps für das Wörterlernen

Klar, der erste Schritt mein Ziel zu erreichen, war es mir eins zu setzen! Es sind sicher 800 neue italienische Wörter, die ich innerhalb von vier Wochen lernen möchte. Macht 200 neue Wörter pro Woche, also fast 30 Wörter pro Tag – ein athletisches Programm! Alles halb so wild, einige der Wörter werde ich schon kennen, aus dem Englischen oder sie sind mir schon vorher begegnet. Die Frage ist eher wie bleiben alle diese Wörter in meinem Gedächtnis und lassen sich schnell wieder abrufen? Und wie viele Wörter kenne ich überhaupt? Der Wortschatz der deutschen Standardsprache soll 75.000 Wörter umfassen, wobei die Gesamtgröße des deutschen Wortschatzes auf zwischen 300.000 und 500.000 Wörter geschätzt wird. Der Wortschatz einzelner Personen hängt von Bildung, Ausbildung und Interessen ab. Erwachsene Muttersprachler beherrschen zwischen 3.000 und 200.000 Wörter. Ein gebildeter Erwachsener verfügt über einen Wortschatz von bis zu 100.000 Wörtern und Wortverbindungen. In einer Fremdsprache ist der Wortschatz überschaubarer: für die Alltagskommunikation reicht es 8.000 Wörter zu verstehen und 2.000 aktiv verwenden zu können.

Frag nur, was du für dein Gedächtnis tun kannst

Wir können Wörter viel schneller erkennen, als wir sie aussprechen können, weil sie im Gedächtnis strukturiert abgelegt und qualitativ gegliedert sind. Ich stelle mir dieses Netz kompliziert und mindestens dreidimensional vor. In diesem komplexen System sind die Verbindungen zwischen den einzelnen Elementen kurz, die Schritte zwischen zwei Elementen jeweils gering.

Ich versuche einmal, dies mit einem einfachen Test zu zeigen. Dazu notiere ich mir vier Assoziationen: Katze, Buch, Eis und wählen. Jetzt versuche ich, Verbindungen zwischen diesen Assoziationswörtern herzustellen: KatzetrinkenZungefestklebenEis. KatzekrankRatschlagBuch. BuchEinbandZusammenfassungwählen. Oder kürzer Buch auswählen. EisSortewählen. Wer das Experiment ausweiten möchte, schreibt aus einem deutschen Text vier Wörter heraus und stellt zwischen ihnen Assoziationen her. Dann einfach zählen, wie viele Verbindungen es brauchte, um von einer Assoziation zur nächsten zu gelangen.

Es existieren folgende fünf Arten von Verbindungen zwischen den einzelnen Elementen des Netzwerks:

  • Gleiches Thema: Salz, Pfeffer, Muskat
  • Inhaltliche Kombinierbarkeit: Hahnkrähen, Babykrähen schreien
  • Überbegriff: Gemüse à Gurke, Tomate, Fenchel, Zucchini
  • Ähnliche Bedeutung: meinen = behaupten, berichten = erzählen
  • Gegenteil: leise – laut, heiß – kalt

Die Herausforderung Wörter zu lernen und zu behalten

Der Wortschatz in einer Sprache nimmt ständig zu. Pro Jahr wächst er um 4.000 neue Wörter und Wortbedeutungen, denn alle neuen Erscheinungen werden benannt. Wortschatz lernen ist damit eine unendliche Aufgabe.

Wörter haben stets mehr als eine Bedeutung, die aktuelle wird im Kontext konkret. Nehmen wir das Beispiel Gang: im Gang warten (Bedeutung hier: Korridor), einen schleppenden Gang haben (hier: Art zu gehen), einen Gang einlegen (Gangschaltung im Auto), einen Gang servieren (Teil der Menüfolge).

Die dritte Herausforderung im Bunde ist die kulturelle Prägung der Bedeutung der Wörter. Oder Frühstück ist nicht gleich Frühstück. In Deutschland gehören Brot, Müsli, Ei und oft die Zeitung mit dazu, in Italien kann es nur aus einem Cappuccino oder Keksen oder caffè bestehen. Es lohnt sich daher stark kulturell geprägte Wörter wie Einladung, Geschenk, Wohnung, Frühstück genauer zu betrachten.

Wörter lernen ist das ständige Ringen mit dem Vergessen. Welche Lehre ziehe ich aus der Vergessenskurve, die zeigt, dass wir bereits nach 20 Minuten nur noch 60 % des Gelernten abrufen können? Meine Trainingsstrategie muss effektives, gedächtnisgerechtes Lernen und die regelmäßigen Wiederholung der gelernten Wörter kombinieren, um dem Vergessen zuvorzukommen.

Zehn praktische Tipps für das Wörterlernen

1. Lernen ohne Lernen (kein Witz)

Genau, wir lernen auch ohne dass wir uns darum bemühen! Indem ich Musik höre und mitsinge, Filme im Original schaue, Radio höre, Zeitung oder Comics lese, lerne ich auch in der neuen Lieblingssprache dazu (auch inzidentielles Lernen genannt).

2. Gehirngerechtes Lernen: Assoziieren, Sortieren

Wie oben erwähnt ist es sinnvoll, entlang den im Gedächtnis verwendeten Strukturen zu lernen und die gleichen Verknüpfungen zu verwenden. Methoden sind Wortfelder zu einem Thema zu erstellen, Wortigel zu malen, immer Synonyme (ähnliche Bedeutung) und Antonyme (Gegenteil) oder in Reihen (still, leise, laut, ohrenbetäubend) zu lernen.

3. Mit allen Sinnen lernen

Mehrkanaliges Lernen erleichtert es dem Gehirn, Informationen dauerhaft zu speichern. Hierzu gehören das Verständnis vom eigenen Lernprozess (Lernertyp). Wir können uns aber auch Klänge, Rhythmen, Melodien, Farben, Formen, Gerüche, Mimik und Gestik vorstellen und Tast- und Geschmacksempfindungen einbeziehen. Einfach mal die Wörter: Klavier, Feuer, Tisch, Wasser, Mann, Tee, Banane, Straßenkreuzung, Rose, Katze, Teppich, Nuss Lindenbaum, Lippenstift in eine Tabelle unter Was ich sehe, höre, fühle, rieche, schmecke einordnen.

4. Vokabelkartei – Das Vergessen überlisten

Es klingt immer etwas antiquiert und nach viel Aufwand – die Vokabelkartei. Mittlerweile kann man die Boxen auch fertig kaufen, die Wörter sind auch mit einem Satzzusammenhang versehen. Noch effektiver ist das eigene Erstellen der Wortkarten, ähnlich dem perfekten Spickzettelprinzip. Letzteren brauchte ich später auch nicht mehr, da ich die Informationen durch das mehrmalige Abschreiben gelernt hatte.

5. Ich mag nur mich

Alles was sich um mich dreht, kann ich mir besser merken. Meine Biografie, meine Familie, meine Hobbies, diese Wörter und Sätze lassen sich am besten merken. Es lohnt sich auch, eigene kleine Texte zu verfassen, angefangen von Postkarten bis hin zum Geschichten schreiben. Dem Ich-Bezug sind keine Grenzen gesetzt: meine Lieblingsspeisen, Rezepte, Reiseziele, Musik, Fächer, Schriftsteller, Themen, Tiere. Gilt genauso andersherum: ungeliebte Tiere, Orte, Eigenschaften.

6. Ich sehe was, was du siehst – Wörter im Raum

Wörter im Raum heißt Zettel in der Wohnung, im Zimmer zu verteilen, wo sie immer ins Auge fallen. Wem diese Methode zu albern ist, der nehme ein großes Bild, Foto und benenne die sichtbaren Gegenstände, Orte, Dinge.

7. Der richtige Ort, die richtige Tageszeit

Wann lerne ich am besten? Es gibt Menschen die joggen lieber morgens, andere wie ich lieber abends. Schreiben wiederum kann ich am besten mit frischem Kopf am Vormittag. Die richtige Zeit ist die, in der ich mich am wenigsten überwinden muss, etwas zu tun. Der richtige Ort ist hell oder dunkel, leise oder melodiös, warm und frisch gelüftet. Es lohnt sich, verschiedene Orte auszuprobieren. Man lernt ja jeden Tag, da kann man am Anfang variieren. Wer gern herumläuft sollte Platz zum Rundendrehen haben. Wer laut lernt zieht sich vielleicht eher ins Zimmer zurück. Ich selbst lerne seit der Regen aufgehört hat auf einer Bank am lungolago. Da stört es niemanden, wenn ich vor mich hinplappere.

8. Ich weiß was soll es bedeuten

Wortbildung der Sprache zu verstehen ermöglicht mir gleich mal auf einen Schlag statt einem drei oder fünf Wörter zu kennen. Deshalb lohnt es sich, die Regeln für die Wortbildung für jede Wortart einmal genauer anzuschauen.

Es sollten zehn Tipps sein, aber wir brauchen nur diese acht! Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Wie lernt ihr Wörter? Gibt es noch Vokabelhefte in eurem Besitz? Immer heraus mit Ideen, Vorschlägen und Geständnissen!

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Kategorien Italienisch lernen

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Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

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