TBEX Travel Blogger Konferenz in Dublin – Spätlese

Schreiben ist zunächst einmal eine einsame Tätigkeit. Blogger sind dabei hyperaktive Social Media-Nutzer und untereinander stark vernetzt. Offline treffen sie sich zum Beispiel auf der Reisebloggerkonferenz TBEX, die von 3. bis 4. Oktober in Dublin stattfand: 2 Tage, 700 Blogger, Seminare, Podiumsgespräche, Netzwerken und Partys. Meine Erwartungen an die Konferenz? Neue Kontakte, Lernen und Inspiration. Vorab: Für mich hat sich der Besuch gelohnt!

Ankunft in Dublin

Dublin empfängt mit bedecktem Himmel. Womit ich nicht gerechnet hatte, war das Leuchten des satten Grüns des irischen Bodens. Leider war mein Telefon komplett ausgeschaltet und ich konnte kein Foto machen. (Lektion gelernt: Telefon nur in den Flugmodus stellen.) Dafür sprang meine Vorfreude nach oben. Nur im Bus auf Tuchfühlung mit der Stadt, denn leider war ich mit Verspätung gelandet und hatte meinen geplanten Stadtrundgang verpasst. Vom Bus nahm ich gleich das nächste Pub und Fish & Chips. Unterwegs zum Hotel, Vergessen ausgebügelt, Adapter in einem Fotogeschäft gefunden. Ich muss den Verkäufer so froh angestrahlt haben, dass er mich fast umarmt hätte und mir „Welcome to Dublin“ antwortete. An ein wärmeres Willkommen in einer Stadt kann ich mich nicht erinnern. Dann fing es an zu regnen.

Der Höhepunkt des Tages war der Abend: Fáilte Night Opening Party for TBEX at the Guinness Storehouse.

Der Empfang eine Megashow: Drachenmenschen und Trommler begrüßen uns am Eingang. Das Guinness Storehouse ist definitiv eine gelungene Inszenierung. Über sieben Etagen zieht sich das Markenerlebnis, dass sich über Geheimnisse der Braukunst, das Brauen selbst, über Geschichte, Verkostung (Bars!) hin zu Restaurant und Bar mit Rundumblick über Dublin erstreckt. Das Buffet, die Austern, die Freundlichkeit – ein Gedicht, danke. Die Highlights neben der Location selbst waren für mich die Performance der gälischen Sänger und Tänzer und die Gespräche mit ihnen und

Ich bin sehr froh Alison von Chinohouse, Satu von todestinationunknown, Katja von skimbaco lifestyle und Alyssa von Vagabundus.org kennengelernt zu haben! You rock!

TBEX Dublin Tag 1: Fotobearbeitung, Blog Marketing und Produktivität

Mein Tag beginnt mit einem ausführlichen Frühstück im Morehampton Townhouse, ich bin im südlichen Dubliner Stadtteil Ballsbridge, genau wie das Konferenzhotel, das ich schnell zu Fuß erreichen kann.

In der Morgensession mit Laurence Norah und Daniel Nahabedian ging es um die Nachbearbeitung von Fotos. Vorab: Ich gehör(t)e zur Fraktion der Puristen, die Nachbearbeitung kritisch gegenübersteht. Aber als nicht Fotojournalistin reicht es mir, dass meine Bilder ansprechen und beeindrucken! Warum nicht das Beste aus ihnen herausholen? Die wichtigste Botschaft der beiden: Shoot in raw! Aufnahmen in Formaten wie jpeg überlassen der Kamera und ihren Einstellungen wichtige Entscheidungen (jpeg-Format ist wie Polaroid-Fotos, raw wie Film). Eine Nachbearbeitung zur Optimierung wie Schärfung, Kontrastverstärkung und Beeinflussung der Weiß und Schwarzanteile ist nicht mehr möglich. Die Livevorführung hat mir klargemacht: Es geht darum, das Bild optimal einzustellen und aus einem guten Foto lässt sich ein großartiges Foto machen. Nachteil: Die Größe der Fotos mit 20 MB verlangt eine höhere Speicherkapazität.

In meiner zweiten Vormittagssession spricht Gary Bembridge über Blog Marketing und das Positioning Statement. Es bedeutet, das wer, was, wie, warum des Blogs aufzuschreiben. Einfach ist es allerdings nicht. Ich habe es noch in Dublin versucht, sehe aber für mich noch Potenzial für mehr Klarheit. Manche Dinge brauchen wohl Zeit.

Während des Mittagessens erfahre ich Details über das Briefing der Guinness Storehouse Mitarbeiter, das sich auf die Beantwortung einer Frage beschränkte: Wie bekomme ich Zugang zum WiFi? Ich traf Jon von Travel Album und Rachel, eine junge Journalistin aus San Franzisco, die jetzt in Berlin arbeitet.

Wie organisiere ich mich oder die Tricks produktiver Arbeit. Kurz gesagt: No Yak shaving und die Pomodoro-Technik, die ich wiederentdeckte. Wichtigste Botschaft: Schneller entscheiden, File by content, Maker time vs. Manager time, eigene Methoden wie Deadline setzen (wöchentliche Kolumne, Don’t break the chain!) helfen, um effektiv abzuliefern. Wow, das war wohl die beste Session, danke an Chris Christensen für die überzeugende Präsentation!

TBEX Dublin Tag 2 – Fotografie, Instagram und Travel Writing

Der zweite Morgen beginnt mit einem inspirierenden Podiumsgespräch zwischen John Minihan, Irlands gefeiertem Fotografen und Alistair MacKenzie. Was hat ihn angeleitet, was ist die Botschaft seiner Fotos? Ein wenig Geschichte aus ihnen zu gewinnen, „Extract a little history.“ Dieses Gespräch war gerade deshalb interessant, weil die Zeit, in der Fotografen ihre Aufnahmen in Dunkelkammern entwickelten vorbei sind. Heute, wo Instagram (mehr dazu unten!) und andere Apps unsere Wahrnehmung fluten, sind wir weit entfernt von dem Gedanken, eine Fotografie sei ein Denkmal, „A photograph is a memorial.“ Aber Minihans Fotografien sind es.

In der zweiten Session des Tages geht es um Reisebeschreibungen, Travel Writing (K) (ich mag die englische Version lieber). Der großartige Don George predigt zu Recht: “Reseach! Maximize your time on the ground by researching as much as possible, before you leave!” Warum? Muss ich alles vorher wissen? Nein, aber neben einer groben Vorstellung darüber, wo Geschichten angesiedelt sein könnten (richtet sich nach persönlichen Interessen), gilt es, potenzielle Verbindungspunkte zu identifizieren. Über diese passion points lässt sich ein Ort dann erschließen und darüber schreiben.

Für mich gilt, je mehr ich weiß, desto mehr Details nehme ich wahr und verstehe über den Ort. Im schlimmsten Fall bleibt mir ein Zugang verschlossen. Da ich es liebe, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, ist es für mich wichtig, einen Anknüpfungspunkt zu haben. Die Menschen bei etwas zu packen, das ihnen wichtig ist, lässt sie schnell auftauen! Das durfte ich beim Lunch erleben. Eine junge irische Mama (keine Karte und Name leider futsch) fragte ich zum Gälischen aus, weil ich wissen wollte, wie lebendig die Sprache in Irland wirklich ist. Wow! Wie ein Schlüssel in den irischen Familienalltag, mit Gälisch-Unterricht für die Eltern, rein gälische Grundschulen und einer Sprachgrenze zum Schulhof.

Gut, was ist wichtig, Don George? Auch Organisation: Sich Zeit nehmen, eine halbe Stunde bis eine Stunde, um Notizen zu machen. Zuzuhören und Dialoge mitzuschreiben. Alle Sinne für Beschreibungen zu benutzen. Wir sind sehr auf das Visuelle konzentriert. Für mich sind Gerüche stets Erinnerungsspeicher. Taucht ein Geruch wieder auf, sehe ich manchmal ganze Szenen vor mir. Gerüche, aber auch Geräusche, Gefühle nutzen, um einen Ort nahe zu bringen. Wenn Humor, dann kommt sicher auf sich selbst gerichteter am besten an.

Letztlich ist jede Reiseerzählung die Geschichte einer Lektion. Was habe ich hier gelernt und auf welchem Weg? Ach, und ruhig ein wenig Emotionen zeigen, erklärt George auf eine Frage, die Kitschgefahr sei nicht gebannt, aber die Verletzlichkeit, die wir von uns in einer Geschichte zeigen, wird als Emotion unsere Leser berühren. Dahin geht die Reise ja.

Dann nimmt Katja Presnal uns mit in ihre Instagram-Welt. Ich hatte mich ihr am Abend zuvor als Instagram-Zweifler geoutet. Das war ihre Antwort: Instagram ist das sozialste Soziale Netzwerk, ist ein intimer Weg, seine eigene Welt zu zeigen. Sie erzählte von ihrem, täglichen, morgendlichen Instagram-Foto, das ihre Abonnenten schon erwarten. Mich selbst begeistert die Effizienz der App. Ich kann meine Welt einfach präsentieren, ohne die Leute zu zwingen 1.000 Wörter zu lesen. Katja hat es geschafft, mir Instagram nahezubringen und ich empfehle ihr E-Book über Instagram travel.

Mein Fazit

Bis auf die Instagram-Session mit Katja Presnal war meine TBEX ichbezogen: Wie kann ich mich als Blogger weiterentwickeln? Nur im Vorbeigehen habe ich eine Botschaft aus der Business-Session von Michael Collins mitgenommen: „The travel industry needs tons of content.“ Die Masse macht‘s also? Viele Blogger, Blogger mit Reichweite? Oder: Der Schwerpunkt des Informierens und Austauschens über Reisen und Reiseziele liegt zunehmend im Netz und da muss viel Inhalt her.

Dank

Vielen Dank an TBEX Europe und Fáilte Ireland! I‘ve had a ball! I will be back.

Kategorien Leben & bloggen in Italien

über

Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert