Pinocchio – Der berühmteste Italiener

Nach Lehrbuch- und Lückentexten, Grammatikübungen und Vokabellisten ist es Zeit, sich einen italienischen Klassiker zu gönnen, um die Früchte des Lernens zu genießen! C’era una volta un pezzo di legno … Im Buchladen gehe ich zielgerichtet zum Regal mit Kinderliteratur und entscheide mich ohne Zögern für den weltberühmtesten Italiener: Pinocchio. Genau, es handelt sich um die kleine Anarchoholzpuppe,  die gern ein braver Junge aus Fleisch und Blut wäre, aber wegen der ihr eigenen Disziplinlosigkeit, Widerspenstigkeit, Arbeits- und Lernverweigerung und ihres steten Freiheitsdranges fortwährend in Abenteuer und Gefahren gerät. Pinocchio ist ein sprechender Name: pino ist die Pinie und occhio das Auge, oder auch pinco Dummkopf – steht für Holzauge.

Enrico Mazzantis Pinocchio von 1883

Die Geschichte des Pinocchio

Erfunden hat den Pinocchio der Autor und Journalist Carlo Lorenzini (1826-1890), der ab 1860 unter dem Pseudonym Collodi, dem toskanischen Geburtsort seiner Mutter, in Wochenzeitschriften publizierte. So auch die Geschichten des Pinocchio: sie erschienen 1881 in Fortsetzungen und wurden schnell sehr beliebt, so dass Collodi sie 1883 als Buch herausgab. Den Charakter als Fortsetzungsgeschichten merkt man dem Buch an: rasant und ohne Zögern gerät Pinocchio von einem Abenteuer ins andere. Kaum fertig geschnitzt, büxt er aus und bringt seinen Vater ins Gefängnis, holt sich lebensbedrohlich verkohlte Füße, muss hungern, schwänzt die Schule, um zum Puppentheater zu gehen und begegnet List und Falschheit in Gestalt von Fuchs und Katze, die ihm seine Goldstücke abluchsen wollen. Durch alle Abenteuer wird er stets von der wunderbar verständnisvollen Fee mit den blauen Haaren beschützt, die ihn erst als Bruder und dann als Sohn adoptiert.

Wie lesen? – Auf Italienisch!

Es macht mir Freude, dem Bengel original italienisch auf seinen Abenteuern zu folgen. Mein Mantra beim Lesen: ich konzentriere mich nur auf das, was ich verstehe. Ohne Wörterbuch und damit Zwangspausen zu lesen macht mehr Spaß. Außerdem fange ich nicht bei null an. Selbst wenn die erste Lektüre des Pinocchio schon länger zurückliegt, an manche Details der Geschichte erinnere ich mich auf jeden Fall. Viele weitere Autoren, Librettisten und Komponisten haben sich von seinen Abenteuern inspirieren lassen – selbst wer die Geschichten nicht gelesen hat, ist einigen Motiven an anderer Stelle bereits begegnet. Ein Test: Was passiert mit der Holznase beim Lügen?

Meine Extratipps für die Lektüre

Durch seine Beliebtheit und hohe Verbreitung hat Collodis Pinocchio die italienische Sprache stark geprägt. Dabei kommt der toskanische Dialekt im Text zum Tragen, was der Erzählung eine humoristische Note verleiht. Ich freue mich auf meine nächste Pinocchio-Lektüre, wenn ich dann den Dialekt zweifelsfrei erkennen kann. Dann gibt es hier Tipps für Fortgeschrittene!

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Kategorien Italienisch lernen

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Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

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