Macugnaga – Am Fuße des Monte Rosa

Von Mailand oder Turin kommend ist es weithin sichtbar am Horizont – das Monte Rosa-Massiv. Mit 2.600 Metern Höhe ist die Ostwand des Monte Rosa die größte Wand der Alpen und die einzige himalayischen Ausmaßes in Europa. Direkt am Fuße dieses Spektakels liegt Macugnaga, 600-Seelen-Gemeinde ganz im Norden des Piemont und erzählt Geschichten von ausdauernden Walsern, Schmugglern und Goldgräbern.

Am Talschluss des Anzasca-Tals, eines Seitentals des Ossolatals, dem Teil Italiens, der weit in die Schweiz hineinreicht, liegt Macugnaga, eine alte Siedlung, die im 13. Jahrhundert von den Walsern gegründet wurde.

Macugnagas Gründer

Die Walser stammten ursprünglich aus dem Wallis. Im 12. und 13. Jahrhundert überquerten Gruppen der Walser die Alpenpässe und ließen sich zum Beispiel südlich des Wallis nieder, wo sie Siedlungen immer über 1.000 Metern über dem Meeresspiegel gründeten. Sie taten dies mit Erlaubnis der Grundbesitzer, die auch davon profitierten, dass vormals ungenutztes Land von den Walsern kultiviert wurde. Diese waren hervorragend an das Leben in den Bergen angepasst, da sie immer wieder Techniken und Werkzeuge hierfür entwickelt hatten.

Über viele Jahrhunderte existierte Macugnaga ohne große Interaktion mit anderen Regionen. Die Abgeschiedenheit wird heute noch überdeutlich, wenn man sich dem Ort auf der schmalen, in den Fels gehauenen, kurvenreichen Straße (Strada Statale 549) nähert. Da verwundert es nicht, wenn viele der Walser-Traditionen in Macugnaga heute noch lebendig sind.

Unterwegs nach Macugnaga

Der Ort besteht aus 19 Ortsteilen frazioni, deren Namen immer auch im walserdeutschen Dialekt Titsch ausgewiesen sind: Pestarena / In der Mattu, Borca / Zer Burfuggu, Staffa / In d Schtapfú, Pecetto / Zer Tannu, Dorf oder Zér Altu Chilchú / Chiesa Vecchia. Dorf / Chiesa Vecchia ist der älteste Teil der Walsergründung Macugnaga. Hier finden sich jüngst restaurierte Häuser in traditioneller Bauweise, einer Mischung aus Steinetage im Erdgeschoss und Holz in der oberen Etage mit den charakteristischen Balkonen zum Trocknen von Heu. Jeder Ortsteil war einst eigenständig, mit eigenem Gebetshaus und einem Backofen zum Backen des Jahresration Roggenbrotes für alle Familien.

Walserhaus in Macugnaga

Dorf erreicht man auf einem Spaziergang von der Piazza della Commune in Staffa in wenigen Minuten entlang der Straße Via Chiesa Vecchia, die zum Lift zum Monte Moro führt. Die alte Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, auf dem dazugehörigen Friedhof haben zahlreiche Bergsteiger ihre letzte Ruhestätte gefunden. Gleich davor steht eine alte Linde, deren Umfang von mehr als acht Metern von ihrem stattlichen Alter zeugt.

Ende der 1960er Jahre widerstanden die Bewohner von Macugnaga dem Neubautrend und der Versuchung, das große Geld zu machen und erlegten sich strenge Regeln auf, um den ursprünglichen Charakter des Ortes zu erhalten. Viele der renovierten Häuser sind in Privatbesitz und dienen heute als Ferienhäuser.

Winterabend in Macugnaga
Winterabend in Macugnaga, Foto: Felix Dimigen

Wanderungen in und um Macugnaga

Einer der sonnigsten Spaziergänge hier beginnt in Isella und führt ins straßenlose Quarazza-Tal mit seiner kleinen Kirche und dem See Lago delle Fate. In Crocette stößt man auf die Ruinen der Goldmine, die bis in die 1950 Jahre genutzt wurde. Heute kann man den Spuren der Goldgräber im Minenmuseum Miniera d’Oro della Guia folgen.

Val Quarazza

Gebäude in Crocette

Den schönsten Blick auf die Ostwand des Monte Rosa und Macugnaga hat man von der sonnigen Alpe Bill. Diese erreicht man per Lift (Zwischenstation des Monte Moro-Lift) oder innerhalb einer Stunde zu Fuß von Pecetto / Zer Tannu aus (bei viel Schnee im Winter am besten mit Schneeschuhen). Mit dem Lift zur Station Belvedere erreicht man den Wandfuß und steht quasi am Ende der Gletschermoräne.

Monte Rosa Ostwand in Dämmerung
Monte Rosa Ostwand in der Dämmerung, Foto: Felix Dimigen

Sehenswert in Macugnaga – Linktipps

Im Ortsteil Borca / Zer Burfuggu befindet sich in der Nähe der Kirche das Heimatmuseum Casa Walser (www.museowalser.it, im Winter nur mit Anmeldung), das einen Einblick in das Leben der Bewohner Macugnagas gibt.

Das Goldminenmuseum Miniera d’Oro della Guia befindet sich in einem gesicherten Stollen und zeugt live von der Arbeit in der Mine (täglich vier obligatorische Führungen, ab 15 Personen, in Herbst und Winter nur mit Voranmeldung, http://www.minieradoro.it).

Im Berg- und Schmugglermuseum Museo della Montagna e del Contrabando im Ortsteil Staffa werden die Geschichten der Bezwinger des Monte Rosa erzählt. Und es gibt Einblicke in das Leben der Schmuggler.

Weitere Linktipps:

Skilift und Monte Rosa
Skilift und Monte Rosa, Foto: Felix Dimigen

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Kategorien Natur Norditalien Piemont Reisen

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Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

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