Interview mit Elke Weiler vom Meerblog

Den Anfang meiner Interviewreihe mit Reisebloggern, die viel zum Thema Italien wissen und erzählen oder in Italien leben macht Elke vom wunderbaren Meerblog. Spätestens seit ihrer Italienischlektion hat Elke mich überzeugt, wenn es um Italien geht (aber nicht nur dazu), ist sie Expertin.

1. Mein erstes Mal Italien war wunderbar, weil ich mich spontan verliebte. Es war der letzte Urlaub gemeinsam mit meinen Eltern, ich wurde 16 Jahre alt, und Ischia, Capri und der Vesuv hatten mich einfach auf dem richtigen Fuß erwischt. Ich fand den Kellner Giovanni lässig, der mit der Vespa über die Insel düste, lernte eine etwa gleichaltrige Neapolitanerin nebst Hund und Familie am Swimmingpool kennen, und bekam gleich einen kurzen Einblick in das süditalienische Urlaubsleben. Ich schwitzte bei der Vulkanbesteigung, liebte die Fährfahrten, das Meer und die Massen an Pasta.

2. Meine letzte Reise nach Italien führte mich nach Genua. Die ligurische Hauptstadt stand schon länger auf meiner Liste, weil mich Hafenstädte meist anziehen, und Genua zudem noch eine Vielzahl italienischer Liedermacher hervorgebracht hat. So entstand auch der Klassiker “Sapore di sale” – inspiriert vom Leben an der Küste.

3. Überrascht hat mich in Italien, dass alles im Fluss ist und funktioniert, auch wenn der Bus mal später kommt. Italien steigert deine Anpassungsfähigkeit und fördert deinen Erfindungsreichtum und letztendlich deine Fantasie.

4. An Italien begeistert mich eben genau das. Und der Humor natürlich. Als ich in Rom studierte, haben wir die Pausen damit verbracht, unsere Schlagfertigkeit zu verbessern. Eine wichtige neue Vokabel war „una battuta“ – ein Witz, eine geistreiche Bemerkung im Schlagabtausch. Das Leben als Spiel – verlockend, wenn man es schafft, immer rechtzeitig wieder auf die Füße zu fallen.

5. An Italien nervt mich, dass Typen wie Berlusconi Aufmerksamkeit und Macht erlangen.

6. Mein Lieblingsort in Italien war mal Rom, weil ich dort gelebt habe. Nun muss ich ihn neu finden, doch Apulien und Sardinien liegen gut im Rennen.

7. Eigentlich gibt es keinen Ort in Italien, in den ich nicht noch einmal fahren würde. Höchstens ins Industriegebiet von Mestre. Dort am Rand von Venedig übernachtet man vielleicht günstiger, aber wenn schon Venedig, dann richtig. Mit Kanalblick.

8. Auf einem Roadtrip durch Italien fahre ich vom Gargano bis runter nach Leuca und höre Radio. Denn ich bin sicher, sie werden alle Klassiker von Paolo Conte über Ligabue bis Roy Paci spielen, und außerdem noch Musik aus Apulien wie Sud Sound System und Negramaro.

9. Wer Italien besser verstehen möchte, aber nicht dort wohnt und nicht zufällig einen italienischen Freund hat, sollte italienische Romane lesen. Natürlich ist es mit Büchern wie mit der Musik – alles Geschmackssache. Ich mag immer gerne das, was vor Ort geschrieben wurde und dessen Flair und Charakter widerspiegelt. Auf Sardinien z. B. “Canne al vento” – “Schilf im Wind” von Grazia Deledda. Oder in Rom etwas von der großartigen Natalia Ginzburg. In Norditalien unbedingt Cesare Pavese.

10. Wer Italien kennenlernen möchte, fährt überall hin, egal ob Nord oder Süd. Hauptsache, Kontakt zu den Einheimischen!

11. Der wichtigste Satz auf Italienisch ist für mich? Ich kann es nicht sagen, es gibt viele schöne Sätze. Ich zitiere einfach mal Luca Carboni aus einem Lied: „la santa voglia di vivere ti faccia sempre sognare“ – die heilige Lust am Leben lässt dich immer träumen… Wie gesagt, es gibt viele!

12. Mein liebstes Italiensouvenir war immer, die CD einer lokalen Musikgruppe mitzubringen. Doch man muss die dementsprechenden Geschäfte ja inzwischen wie eine Stecknadel suchen. Deswegen bringe ich Parmesan aus einem der kleinen Geschäfte mit, weil er meist besser schmeckt als der nach Deutschland exportierte. Allerdings pflege ich den Käse dann in der Minibar des Hotels zu vergessen.

13. Roberto Benigni ist mein Lieblingsitaliener, weil er mich drei Mal gerettet hat. Als Taxifahrer in „Night on earth“, als Regisseur und Hauptdarsteller in „La vita è bella“ und schließlich bei der Oscar-Verleihung – über die Sitzreihen hüpfend.

SardinienElkeMeerblog

Vielen Dank, Elke, für’s Mitmachen!

Kategorien Leben & bloggen in Italien

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Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

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