Meine Lieblingsorte in Padua oder warum ich Padua mag

Die Städte in der Poebene sind mir seit meinem Besuch in Mantua sehr sympathisch: beweglich, europäisch (Fahrradfahrer!) und voller Überraschungen. Zwischen Venedig und Verona gelegen ist Padua vor allem Kunstkennern ein Begriff. Doch ein Besuch in Padua bringt interessante Beobachtungen und manches Wunder zu Tage. Das sind meine Lieblingsorte in Padua.

Padua Stadt der Fresken

Die Scrovegni-Kapelle beherbergt einen meisterlichen Freskenzyklus Giottos. Um nicht nur ehrfürchtig vor alten Bildern zu stehen oder gar vor deren Rätseln zu kapitulieren, versuche ich mich im Entschlüsseln der Botschaften – vom Einfachen zum Schwierigen. Fragen stellen zeigt mir, dass ich einer Geschichte auf der Spur bin. Als er mit der Erstellung der Fresken in Padua beauftragt wurde, war Giotto auf der Höhe seiner Schaffenskraft und schuf mit den Fresken hier sein Meisterwerk (sie entstanden zwischen 1303 und 1305). Die Kapelle ist mit einer Schleuse versehen, um die Malereien vor Feuchtigkeit und rapiden Luftwechseln zu schützen. Ein Film stimmt uns auf das Kommende ein. In der Kapelle haben wir fünfzehn Minuten Zeit, um die Bilderzyklen zu betrachten. Die Erklärungen unserer Stadtführerin sind wie eine Abkürzung zur Entschlüsselung der Fresken und helfen mir, die Bilder zu lesen. (Tipp: Die Kapelle am besten mit Stadtführer ansehen, dann schafft ihr diesen Effekt spielend.) Giotto stellte die heilige Familie in alltäglichen Handlungen dar, so wirken sie lebendig, menschlich und nicht künstlich – zum Beispiel Maria als Mutter, die ihr Kind auf den Arm nimmt. In dieser Lebendigkeit bleiben dem Betrachter die Szenen in Erinnerung und nicht Darstellungsweise und Technik des Malers. Der Künstler führt die Besucher geschickt durch seine Bilderwelt. Bei Eintritt in die Kapelle sehen sie Mariä Verkündigung, bei ihrem Verlassen das Fegefeuer. Eine Bildreihe zeigt die Geschichte der Eltern Jesu aus apokryphen Evangelien. Die Lebensgeschichte von Jesus selbst wird in zwei weiteren Bildreihen erzählt. Eine Parallellesung der jeweils übereinander darstellten Szenen gibt den individuellen Zyklen Tiefe und ermöglich mehrere Lesarten.

Wie so ein Gesamtkunstwerk zustande kommt? Die Scrovegni-Familie waren Kaufleute und verliehen wohl auch Geld. Sie wollten sicher gehen, auch wirklich im Himmel zu landen und sich nachhaltig von ihren Sünden (Wucher!) zu befreien. Sie investierten daher einen großen Teil ihres Reichtums in die Erstellung eines einzigartigen Kunstwerks. Auch heute noch eine wirkungsvolle und überzeugende Strategie!

Basilika des Heiligen Antonius von Padua – Rhetorik und Wunder

Mächtig und kuppelreich erhebt sich die Basilika des Heiligen Antonius über dem Platz. Sie erinnert eher an eine Moschee als eine christliche Kirche. Ein neues Jerusalem sollte sie sein, daher die orientalischen Elemente. Ein Türmchen gleicht einem Minarett. Kaum zu glauben, dass das Erdbeben von 2012 in der Emilia Romagna der massiven Kirche etwas anhaben konnte. Die Gerüste zeugen von den Schäden und ihrer Reparatur.

Die Orientalische - Basilika des Hl. Antonius in Padua
Die Orientalische – Basilika des Hl. Antonius in Padua

Antonius von Padua war ein Franziskanermönch und ist der Heilige, der am schnellsten (er wurde nur elf Monate nach seinem Tod heiliggesprochen) kanonisiert wurde. Er ist heute einer der Kirchenlehrer der katholischen Kirche. Ganz ähnlich wie Franz von Assisi selbst muss er eine Persönlichkeit mit herausragender rhetorischer Begabung und Fantasie gewesen sein. Er fand die richtigen Worte, um den einfachen Menschen die Geschichten und Lehren der Bibel nahe zu bringen. Dafür liebten und verehrten sie ihn. Heute ist Padua nach Lourdes einer der beliebtesten Wallfahrtorte in Europa. Der Sarg des Heiligen in der Basilika ist nicht nur von hohen, weißen Marmorreliefs umgeben sondern auch von bunten Fototafeln eingefasst. Sie zeugen von all den Wünschen und Hoffnungen, die Pilger dem Heiligen darbringen.

Der Gesang einer klaren Frauenstimme durchbricht meine Gedanken. Es ist Gottesdienst, dieser dringt jedoch in der riesigen Kirche nur von ferne an mein Ohr. Ich habe den Kopf weit nach hinten gelegt und versuche den Anblick der dunkeln sternenbesäten Decken in mich aufzunehmen, von deren Anblick ich nicht genug bekommen kann. Die neuen Translohr-Trams von Padua tragen dasselbe dunkle Blau des Sternenzelts.

Weiterer Ort der Verehrung des Heiligen Antonius in der Basilika in Padua sind wertvolle Reliquien. Mir gefällt die Symbolik, obwohl ich der Legende nicht viel abgewinnen kann. Eine kleine Treppe und Menschenschlange führen zu den hohen Reliquienschränken, in denen ich vor lauter Gold wenig erkenne. Zunge, Stimmbänder und Unterkiefer des Heiligen Antonius sollen bei der Umbettung der Gebeine völlig unversehrt aufgefunden worden sein – die Körperteile, die Antonius zum sprechen und predigen nutzte (Wenn ich von seiner Hand, die die Aufzeichnungen machte und Seiten umblätterte einmal absehe).

Was mir das alles bringt? Ich mag es, die Menschen und Geschichten hinter den Legenden aufzuspüren. Wir suchen uns unsere Vorbilder, Lebensweisheiten und Inspirationen auf eigene Weise. Warum nicht auf dem Wege einer Wallfahrt nach Padua? Reisen macht den Kopf frei und offen für Neues!

Universität und Studentenviertel

Galilei als Mathematikprofessor, der älteste botanische Garten der Welt, in dem schon J. W. Goethe seinen Studien nachging – das ist die Universitätsstadt Padua. Die Gründung der Universität geht auf das Jahr 1222 zurück, damit ist sie nach der Universität Bologna die älteste Uni in Italien. Einst gaben die Herrscher Paduas den Studenten ein Haus gleich gegenüber der Basilika für ihre Vorlesungen – eine großzügige Geste der Unterstützung des Wissenserwerbs und ein Zeichen guter Herrschaft. Lehre und Forschung fanden damals in einer Zeit statt, in der Fortschritte mit Mut und Tabubrüchen erreicht wurden, wie zum Beispiel in der Medizin.

Studentenviertel mit Buchladen
Studentenviertel mit Buchladen

Wir schlendern durch das Universitätsviertel in der Altstadt. Der hohe Anteil von Studenten und die Buchläden sind nur ein Zeichen einer lebendigen Universitätsstadt. Hätte ich während des Studiums Italienisch gelernt, vielleicht wäre ich für ein Semester in Padua gelandet. Erschwinglich, altehrwürdig und gerade genug Ablenkung, um Zeit und Geduld für das Studium aufzubringen, ich denke hier hätte ich mich wohlgefühlt.

Mittelalterliche Altstadt mit Marktplätzen

Auf den mittelalterlichen Marktplätzen Paduas Piazza dei Frutti und Piazza delle Erbe wird seit achthundert Jahren Markt abgehalten (so auch heute, außer sonntags). Wahrscheinlich der beste Ort in Padua, um die Stadt einfach zu beobachten und sich treiben zu lassen. Ein Rundgang hier lohnt sich auch in den Abendstunden oder am frühen Morgen.

Piazza dei frutti
Piazza dei frutti

Prato della Valle – ein Ort zum Durchatmen

Wer die Weite sucht und Luft holen möchte, wer der Enge der Altstadt entfliehen will, gehe zum Prato della Valle. Diesen riesigen Platz teilt man zwar mit vielen Statuen, aber andere Spaziergänger verlieren sich in seiner Weite. Der Prato della Valle war einst Ort eines antiken römischen Theaters, dann Platz für Ausstellungen und Vergnügungen bis er in die grüne Insel von heute umgestaltet wurde. Ellipsenförmiger Garten mit Wassergräben, gesäumt von Statuen – ein Ort einzig zum Spazieren und durchatmen bestimmt – sympathisch!

Dank und Offenlegung: Ich danke Gian von Italia Blogtour für die Idee zur Blogtour #Edupadua, der Stadt und Provinz Padua für die Einladung zur Reise nach Padua und Mariaclaudia und Francesco von #VisitPadua für ihre Organisation und Geduld. Es hat Spaß gemacht. Alle Berichte von der Blogtour auf Italia Blogtour #EduPadua.

Tipp für den Besuch in Padua

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Kategorien Reisen Städtereise Venetien

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Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

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